Altes Rathaus Kleinheubach

Logo Altes RathausDas erste Rathaus in Kleinheubach ist wohl nach dem Jahr 1568 erbaut worden.

Zuvor versammelten sich die Gemeindemitglieder, das Ortsgericht und die Amtsträger unter der Dorflinde in der heutigen Marktstraße.

In diesem Jahr, 1568, trat der damalige Ortsherr, Graf Georg III von Erbach (1548 -1605), der Gemeinde einen Teil des ihm zustehenden Ohmgeldes (Verbrauchs- und Umsatzsteuer auf Wein) für die Dauer von 15 Jahren ab, um eine Finanzierung des Rathauses zu ermöglichen.

Im Verlauf des 30jährigen Krieges hatte auch Kleinheubach unter Truppen­ durchzügen und Einquartierungen zu leiden.

1627 brach im Zusammenhang mit diesen Ereignissen ein Feuer aus, das wohl einen Teil des Ortes verwüstete, darunter auch das Rathaus. Das Er­ bachische Amt Michelstadt wies im gleichen Jahr dem ebenfalls den Gra­fen von Erbach gehörigen Amt Wildenstein, dem Kleinheubach unterstand, Geld für die „Abgeprannten" an.

Kleinheubachs Schicksal im weiteren Verlauf der Kriegsereignisse bleibt im Dunkeln; die Eintragungen des Pfarrers in den Kirchenbüchern, die ab dem Jahr 1637 erhalten sind, lassen auf eine stark dezimierte Einwohnerschaft des Ortes schließen.

Einern völligen Leerstand des Dorfes widersprechen diese Ansässigkeit eines Pfarrers sowie die von ihm vorgenommenen Per­sonenstandseintragungen, auch die Gemeinderechnungen haben sich ab dem Jahr 1651 erhalten.

1721 erwarb Fürst Dominikus Marquard von Löwenstein-Wertheim-Rosen­berg (1690-1735) die Herrschaft Kleinheubach von den Grafen von Erbach.

Ein neues Kapitel in der Geschichte Kleinheubachs wurde aufgeschlagen und auch das Alte Rathaus, dessen Wiederherstellung wohl  nach  dem Ende des 30jährigen Krieges aus finanziellen Gründen nicht angegangen werden konnte, wurde aus seinem „Dornröschenschlaf" geweckt.

Für das Jahr 1727 haben die beiden Bürgermeister (Rechnungsführer) der Ge­meinde Kleinheubach die Gewerke für den Bau des Rathauses abgerechnet.

Nennenswert sind besonders die Ausgaben für die Zimmerleute, die Mau­rer und die Steinhauer, die mit Nebengewerken 211 Gulden betrugen.

Altes Rathaus

Die größte Menge des verbauten Holzes, vor allem Weißtanne, bezahlter Betrag 112 Gulden, stammt nachweislich aus dem Frankenwald, wurde 1723 gefällt und nach Kleinheubach geflößt.

Das Gebäude wurde mit Schiefer gedeckt, der ebenfalls mit dem Floß kam, und hatte als Zierde auf dem Dach „drei Knöpf" aus Weißblech, die in Aschaffenburg gekauft wurden.

Im Dachreiter befand sich eine Glocke, mit der die Gemeinde zusammen­ gerufen und im Bedarfsfalle gewarnt werden konnte.

Eine Wendeltreppe mit „fünf Schneckentritt" führte in die Amtsräume im oberen Stockwerk.

Das Erdgeschoss war mit einem Fuhrwerk durch zwei einander gegenüber­ liegende große Tore befahrbar und diente als Markthalle.


 

Altes Rathaus

Am 21. November „alß das
Rathhaus ist uffgeschlagen worden" und „alß das Rathhaus dann uffgeschlagen war" feierten die Zimmerleute und die ganze Gemeinde, die zusammengeholfen hatte, mit 2 Eimern Wein, das sind zusammen ca. 160 Liter. Bei geschätzten,
ca. 100 vollberechtigten Ge­meindemitgliedern, Haushaltungsvorständen dürfen wir wohl sagen, dass Kleinheubach am 22. November mit einem kollektiven
„Kater" erwachte.

Um dieses große Projekt finanzieren zu können, hatte die Gemeinde beim Mainzischen Amtskeller in Miltenberg 150 Gulden Kapital aufgenommen, das mit jährlich 7 Gulden 30 Kreuzern verzinst werden musste.

Das Alte Rathaus erfuhr Renovierungen in den Jahren 1984, 2002
und 2020.

Es diente lange Jahre der Bereitschaft des Bayerischen Roten Kreuzes Klein­heubach als Aufbewahrungs- und Ausbildungsort.

Nach der erneuten Renovierung werden dort Tasteninstrumente der ehe­ maligen drei ortsansässigen Klavierbauerfamilien ihren Platz finden. Das Alte Rathaus wird künftig den schönen Künsten eine Stätte bieten und da­ rüber hinaus ist es Kleinheubachs „gute Stube".