Johann Witzgall, Bienenpapst und Weiselkönig
Sie mögen Honig und haben immer ein Glas vorrätig? Und wenn Sie erkältet sind, dann lutschen Sie Honigbonbons?
Dann kennen Sie auch ganz bestimmt Johannes Witzgall, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Bienenzüchter bekannt war und es heute noch ist?
Nein? Dabei sind seine Bücher noch heute jedem Imker bekannt und er war nicht nur Lehrer in Kleinheubach, sondern er baute hier auch ein Haus und verbrachte als Pensionist seinen Ruhestand in der Bahnhofstraße Nummer 1.
Johannes Witzgall wurde am 30.4.1848 in Gemlenz, einem Ortsteil von Kulmbach/Oberfranken geboren. Seine Eltern bewirtschafteten einen Einödbauernhof; er war der zweite Sohn und sollte Forstwirtschaft studieren. Nach dem frühen Tod des Vaters musste er einen schnellen Berufsabschluss erreichen und so ging er 1863 auf das Schullehrerseminar in Altdorf bei Nürnberg. Von 1866 bis 1871 arbeitete er als „fliegender Schulverweser“, die mobile Lehrerreserve der damaligen Zeit, in allen Richtungen Oberfrankens. Dann kam er nach Kleinheubach auf die zweite Schulstelle. Hier lernte er Henriette Brand kennen, die Tochter eines örtlichen wohlhabenden Kaufmanns. 1873 heirateten sie und hatten zehn Kinder.
Woher aber seine Leidenschaft für die Imkerei? Er hatte von seinem Urgroßvater, der auf dem Gut Dörnhof lebte, zwölf Bienenvölker geerbt und so entstand seine Liebe zu den Bienen.
Richtig ausleben konnte er seine Leidenschaft, als er 1874 nach Mainbernheim versetzt wurde und dort den großen Schulgarten übernahm. Er begann mit der mobilen Bienenzucht und entwickelte einen Wanderbienenstand. Sein großer Durchbruch gelang ihm 1882 mit der Einführung der Kunstwabe und der gezielten Weiselzucht (Zucht von Bienenköniginnen). Diese verkaufte er im gesamten deutschsprachigen Raum.
Reich geworden ist der Dorfschullehrer durch seine Imkerleidenschaft nicht, sein Schwiegervater bezeichnete ihn zeitlebens als „Hungerleider“.
Sein Eifer für die Bienenzucht ließ ihn häufig die Schulstellen wechseln: von Rothenburg ob der Tauber (1878 - 88), wo er auch zum Mitbegründer des Laienspiels „Der Meistertrunk“ wurde, ging es nach Altdorf, wo erstmals (1889) „Das Buch der Biene“ erschien, das noch heute aufgelegt wird, von dort 1890 nach Uttenreuth bei Erlangen. Bis zu seinem Ruhestand mit 68 Jahren arbeitete er als Hauptlehrer und Kantor in Pfaffenhofen. Dann kehrte er nach Kleinheubach zurück und erbaute 1921 sein Wohnhaus.
Erwähnenswert ist, dass er 1898 eine Großimkerei mit Lehranstalt im Stadtgraben in Dinkelsbühl gegründet hatte. Seine wissenschaftlichen Erkenntnisse schlugen sich auch in Rezepturen für Bienenhonig nieder, er galt als Heilkundler im Zusammenhang mit Honig und Bienen und hatte einen Ruf als „Bienendoktor“, seine Erfahrungen werden heute wieder in der Homöopathie aufgegriffen.
Am 2.8.1932 verstarb er in seinem Haus in Kleinheubach und wurde auf dem evangelischen Friedhof beigesetzt.
Die Bonbons? Die stellte einer seiner Söhne, der Konditormeister in Altdorf war, nach der Rezeptur seines Vaters her.