Teil 3: Nach dem lang ersehnten Postamsbau gleich wieder zur Zweigstelle degradiert - Letzter Teil der Serie zur wechselvollen Geschichte der Kleinheubacher Post
In der früheren Gastwirtschaft „Zur Eisenbahn“ (Bild links) wurde von 1916 bis zum Bau eines eigenen Postamtes 1928 der Postverkehr in Kleinheubach abgewickelt. Danach befand sich das Postamt in dem stattlichen Gebäude an der Ecke Poststraße/Bahnhofstraße, bevor es 1998 für immer geschlossen wurde.
153 Jahre wechselvolle Geschichte liegen hinter dem Postwesens in Kleinheubach. Mit dem dritten teil endet heute die kleine Serie von der ersten Postexpedition bis zum Aus für das Postamt im Jahr 1998. Mit der Inhaberin der Gastwirtschat „Zur Eisenbahn“ Maria Elisabeth Olt wurde am 17. Mai 1916 ein Vertrag zur Überlassung von Räumlichkeiten für das Postamt geschlossen. Um die Amtsvorsteherstelle in Kleinheubach hatte sich in der Zwischenzeit Ludwig Schick, Leiter des Postamtes in Waldfischbach bei Pirmasens beworben, dem am 1. Februar 1920 als Postmeister die Stelle übertragen wurde.
Ihm zur Seite standen zunächst bis 1925 der Praktikant Weitensteiner und dann Schicks Sohn Wilhelm. Wegen des starken Rückganges des Publikumsverkehrs wurde die Postagentur Kleinheubach in eine Zweigdienststelle von Miltenberg umgewandelt. Die Postschaffner Förtig und Speth übernahmen ab 1922 den Zustelldienst und wurden ab dem 15. Mai 1938 durch die Stundenhelfer August Mohr, Anna Strein, Johann Wassum unterstützt.
Der Antrag zum Neubau eines Postgebäudes ist am 7. Juli 1924 bei der Marktgemeinde Kleinheubach gestellt worden, worauf der Post am 27. Oktober der benötige Platz von der Gemeinde für ein zu bauendes Postamt kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Nachdem der Gemeinderat die Pläne am 8. Mai 1926 genehmigt hatte, wurde im Jahre 1927 mit dem Bau des posteigenen Gebäudes an der Ecke Bahnstraße/Bahnhofstraße unweit des Bahnhofs begonnen. Der Vertrag mit Maria Elisabeth Olt ist deshalb vorsorglich mit Ablauf des Juni 1927 gekündigt worden.
Unter Postmeister Schick erfolgte 1928 der Umzug in das stattliche neue Postamt, das bis zur Pensionierung 1931 unter seiner Leitung stand. Da sich auch die Krisenjahre der deutschen Wirtschaft 1930 bis 1933 auf das Geschäftsleben in der Marktgemeinde Kleinheubach ausgewirkt hatten, der Umsatz an Waren und Produkte sich um mehr als 50 Prozent verminderte, hatte dies auch enorme Auswirkungen auf den Postbetrieb. So verwunderte es nicht, das höheren Ortes 1931 entschieden wurde, das Postamt III in Kleinheubach, in eine Zweigstelle des Postamtes Miltenberg umzuwandeln. Mit der Führung der Amtsgeschäfte wurde fortan der Miltenberger Postassistent Franz Schütz bis zum 31. März 1934 beauftragt. Zum 1. April 1934 kam es erneut zur Umwandlung der kurzfristigen Zweigstelle in eine Postagentur.
Geldzählen für ein Dankeschön
Zahlreicher Bewerber meldeten sich für den neuen Agentenposten der Poststelle Kleinheubach und schließlich wurde der Kaufmann und Schwerkriegsbeschädigte Leo Elbert von der Oberpostdirektion Würzburg alleine mit dem Verwaltungs-und Betriebsdienst der Postagentur beauftragt. Elberts Jahresvergütung betrug 1134 Mark zuzüglich 800 Mark an Zuschlägen für eine zehntägige Ausbildung die er sich unterzogen hatte. Hauptsächlich zum Geldzählen und der Fertigung von Geldrollen war ihm dabei seine Ehefrau Maria jedoch ohne Bezahlung behilflich. Erst im Jahre 1937 wurde sie gegen eine geringe Vergütung als Stundenhelferin verpflichtet und eingestellt.
Am 1. August 1939 wurde die Postagentur Kleinheubach erneut in ein Zweigpostamt von Miltenberg umbenannt. Nach 1945 schied Maria Elbert wieder aus dem Postdienst aus und ihr Ehemann musste wieder allein den Dienst versehen. Die im Schloss 1948 entstandene Ausbildungsstätte des Fernmeldetechnischen Zentralamtes mit durchschnittlich 120 Lehrgangsteilnehmern, wo umfangreiche Brief-,Paket-und Geldpost zu erledigen war, wäre vom Posthalter noch zu bewältigen gewesen. Wie einer Statistik aus dem Jahre 1952 entnommen werden konnte, betrugen die monatlichen Auszahlungen und Gehaltsabhebungen für die im Schloss befindliche Lehrstätte durchschnittlich 27000 Mark. Auch die nach dem Krieg wieder einsetzenden monatlichen Rentenzahlungsgeschäfte mit 145 Versorgungs-und 225 Versichertenrentenempfänger, wirkten sich auf den gesamten Abfertigungsdienst recht störend aus. Deshalb hatte sich auch die Oberpostdirektion Nürnberg entschlossen ab dem 29. Januar 1953 eine Teilzeitkraft mit monatliche 11 Stunden für die Rentenzahlungen einzustellen.
Den Zustelldienst übernahm am 1. September 1950 der vorher in Miltenberg eingesetzte Postschaffner Karl Zink und wurde ab dem 1. Oktober vom Postfacharbeiter Josef Uher und dem jugendlichen Postfacharbeiter Helmut Jäger mit 16 Wochenstunden für den Paketdienst unterstützt. In den Folgejahren bis zur endgültigen Schließung des Postamtes zum 30. März 1998 und der Eröffnung einer Postagentur durch Ulrike Paulus am 1. April des gleichen Jahres, waren Adam Kümmel von 1957 bis 1961, danach Karl Ott bis 1980 und Konrad Berberich als letzter Betriebsleiter für das Postamt verantwortlich.
Foto und Repro: Manfred Seemann