Von den verschwundenen Wirtshäusern Kleinheubachs (Teil IV): Der „Löwensteiner Hof“
Aus reiner Verkaufsstrategie den Namen geändert
Kleinheubach. Obwohl die heutige Marktgemeinde einst 15 Gasthöfe und Cafes zu bieten hatte, verfügt Kleinheubach heute nur noch über ein Minimum dessen. Zu den beinahe vergessenen Namen gehört auch der „Löwensteiner Hof“. Um ihn geht es in der vierten Folge unserer Serie über die verschwundenen Gasthäuser Kleinheubach.
Das prächtige und stattliche Gebäude in der damaligen Vorstadt (heute Hauptstraße) hatte der Bierbrauer Johann Michael Büchner von 1792 bis 1797 erbaut und hieß ursprünglich „Zum goldenen Roß“. Es war zu jener Zeit in Kleinheubach mit etwa 1000 bis 1200 Einwohner bereits das siebte Gasthaus gewesen. Dem Gastwirt mit eigenem Braurecht Büchner folgte bereits 1804 der fürstliche Küchenmeister Hermann bis 1810 als Pächter des Gasthofs, während Büchner die Brauerei weiter betrieb. Von 1811 bis 1814 ist ein Wirt und Eigentümer mit dem Name Osterheld bekannt. In einer öffentlichen Versteigerung hatte am 30. Januar 1815 der damalige Hoheitsschultheiß Anton Fertig das Osterheldsche Gasthaus mit Brauerei bei einer öffentlichen Versteigerung für 7105 Gulden erworben. Doch selbst nicht als Wirt tätig, verpachtete Fertig die Wirtschaft an einen Elder und ab 1825 an seinen Sohn Christoph Heinrich Fertig, der bis 1835 Wirt gewesen war.
Nach dem Fertig verstorben war, wurde das „Goldene Roß“ am 30. Juni 1837 erneut versteigert und ging für 7000 Gulden samt Schildgerechtigkeit und Braurecht an den Juden Lazarus Straßburger. Da es zu jener Zeit nicht möglich sein konnte, dass ein Jude als Wirt und Bierbrauer tätig war, blieb Straßburger, der bis 1881 Eigentümer gewesen war, nur die Verpachtung des Anwesens an verschiedene Personen. Weil sich die Besitzer einen besseren Geschäftsgang erhofften, wurde das „Goldene Roß“ 1848 in "Löwensteiner Hof" umbenannt. Ein Grund für diese neue Namensgebung könnte dabei aber auch das Fürstenhaus zu Löwenstein gewesen sein, mit dem in unmittelbarer Nähe gelegenen Schloß. Namentlich als Gastwirte des „Löwensteiner Hof“ sind ab 1848 Valentin Bachmann, Julius Neumann, Karl Wambach, Josef Ott, Lorenz Schmelz, Edmund Ter-Mer, Karl Metzger und Luise Vollmüller bekannt. Neuer Eigentümer wurde ab 1897 Josef Kirchhoff, der die Gastwirtschaft drei Jahre bis zu seinem Konkurs selbst betrieben und auch noch Bier gebraut hatte. Der „Löwensteiner Hof“ ist seit dem Jahre 1904 als Karl Hermann Karr der neue Besitzer wurde, bis zum heutigen Tage im Besitz der Familie und deren Nachkommen.
In der Folgezeit übernahm Karl August Coesfeld, der Großvater der heutigen Besitzerin des Gebäudes, Lieselotte Zink, die Gastwirtschaft. Während des zweiten Weltkrieges waren Flüchtlinge im "Löwensteiner Hof" einquartiert deshalb blieb die Wirtschaft geschlossen. Die späteren Besitzer und Wirtsleute Anna und Ludwig Karr verpachteten 1953 den "Löwensteiner Hof" mit seinen Fremdenzimmern im Obergeschoß für einige Jahre an Andreas Zuber. Eine Blütezeit erlebte der "Löwensteiner Hof" nochmals in der Zeit von 1957 bis zu seiner endgültigen Schließung im Jahre 1970 unter dem Kleinheubacher Gastwirt und Metzger Heinz Grünewald. Die Gastwirtschaft war zu jener Zeit auch Vereinslokal der Sportgemeinde "Eintracht" und Treffpunkt für alle Fußballer in der Marktgemeinde. Auch fand damals im großen Nebenzimmer die denkwürdige Versammlung über den nicht zustande gekommenen Zusammenschluß von Fußball- und Turnverein statt. Natürlich wurden auch Siege und Niederlagen der Fußballer im "Löwensteiner Hof" heiß diskutiert und öfter auch recht ausgiebig gefeiert. In der Folgezeit diente der Gastraum als Treffpunkt des Seniorenkreises und als Billardraum, heute wird er wieder gewerblich genutzt. Durch die in jüngster Zeit vorgenommene Außenrenovierung ist das stattliche Gebäude mit seinem prächtigen Blumenschmuck wieder ein Schmuckstück am Beginn der Hauptstraße.
Foto: 1848 wurde das Gasthaus „Goldenes Roß“ in „Löwen-steiner Hof“ umbenannt da man sich einen besseren Geschäftsgang damit in unmittelbarer Nähe zum Schloß erhoffte.
Reprofoto & Bericht: Manfred Seemann