Von den verschwundenen Wirtshäusern Kleinheubachs (Teil VIII): Das Gasthaus „Zur Eisenbahn“
Das Gasthaus „Zur Eisenbahn“ befand sich fast 80 Jahre im Besitz der Familien Olt
Im Reigen der alten Kleinheubacher Gastwirtschaften gehört die „Eisenbahn“ (heute „Alte Post“) in der Poststraße 17 zu jenen Gasthöfen, die vor Eintritt in das 20. Jahrhundert schon vorhanden waren.
Es war zu jener Zeit Georg Kirchhoff, ein Bruder des Peter und Josef Kirchhoff, der im Jahre 1894 das Gasthaus „Zur Eisenbahn“ gebaut und bis 1899 betrieben hatte.
In den Jahren von 1890 bis 1900 waren insgesamt fünf Gastwirtschaften in Kleinheubach im Besitz der drei Brüder Kirchhoff, die über mehrere Jahre als Bierbrauer und Wirte im Ort tätig waren. Folgende Wirtschaften wurden von den Kirchhoff-Brüdern seinerzeit betrieben: der „Löwensteiner Hof“, die „Schöne Aussicht“, der „Hirschen“, der ehemalige „Schwarze Adler“ und die „Eisenbahn“. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist davon auszugehen, dass sich die Kirchhoffs vermutlich finanziell übernommen hatten, da alle Gasthäuser fast zeitgleich in Konkurs gegangen waren und versteigert werden mussten.
Das Gasthaus „Zur Eisenbahn“ wurde, wie in der Ortsgeschichte von Kleinheubach von Bernhard Holl ausgeführt, am 17. März 1899 aus der Konkursmasse des Georg Kirchhoff von Friedrich Wilhelm Olt aus Hängmantel im Odenwald erworben. Da Friedrich Wilhelm Olt bereits ein Jahr später im Jahre 1900 verstarb, bewirtschaftete seine Witwe Maria Elisabeth Olt bis zur Übergaben an deren Sohn Wilhelm im Jahre 1925 als Besitzerin die „Eisenbahn“. Fortan führten Wilhelm und seine Frau Eva das Lokal mit einigen Fremdenzimmern als Wirte und Metzger bis zum Jahre 1969. In dieser Zeit wurde auch der Eingang zum Lokal von der Hofseite in die Poststraße verlegt. Nach der Übergabe an deren Sohn Willi Olt gehörte das Gasthaus „Zur Eisenbahn“ mit seinem großzügigen Nebenzimmer bis 1978 zu den gut bürgerlichen Wirtshäusern am Ort, wo man gerne und gut einkehren konnte. Mit der Übergabe an Willi Olt wurde das ehemalige Gasthaus „Zur Eisenbahn“ im Jahre 1969 vom neuen Besitzer schließlich in „Alte Post“ umbenannt. Mit der neuen Namensgebung wurde auch der Geschichte um das Gasthaus Rechnung getragen. Denn in der Zeit von 1900 bis 1928 war in dem Haus der Witwe Maria Elisabeth Olt die Kleinheubacher Poststelle untergebracht, bis das mittlerweile geschlossene Postamt 1928 in Betrieb genommen werden konnte. Auch die ehemalige Bahnhofstraße, in der sich die Gastwirtschaft „Zur Eisenbahn“ befunden hatte, hieß von 1934 bis 1945 „Adolf-Hitler-Straße“ und wurde, wie im Buch von Bernhard Holl „Zur Ortsgeschichte von Kleinheubach“ nachzulesen ist, im Jahre 1954 und nicht schon 1945 den Namen „Poststraße“.
Von der Familie Harry und Inge Mühleck aus dem Taubertal wurde im Jahre 1979 die mittlerweile zur „Alten Post“ umbenannte „Eisenbahn“ erworben und bis 1996 auch betrieben. Dann kaufte Francesco Giaquinta, der zuvor den „Anker“ bewirtschaftet hatte, die „Alte Post“ und bewirtschaftet diese heute vornehmlich als Pizzeria. In den Sommermonaten wurde von ihm eine gemütliche Gartenwirtschaft im Hof des Anwesens eingerichtet, die regen Zuspruch findet.
Fotos: Die Wirtschaft „Zur Eisenbahn“ um 1920 und heute
Fotos & Bericht: Manfred Seemann