Das Judenbad von Kleinheubach
In der Ortsgeschichte von Kleinheubach ist über die Jüdische Gemeinde vieles geschrieben worden, jedoch sind keine Eintragungen über die Synagoge und das jüdische Ritualbad (Mikwe) vorhanden. Seit dem Jahr 1726 waren in Kleinheubach (belegt durch Urkunden) Juden ansässig. Unter dem Stichwort "Judensteuer" ist in den jeweiligen Gemeinderechnungen festzustellen, dass die Zahl der Kleinheubacher Juden beträchtlich gewesen sein muß.Bei diesen Eintragungen wurde die Zahl der Familienangehörigen angegeben und der Haushaltsvorstand namentlich vermerkt.
Der Jüdischen Kultusgemeinde Kleinheubach standen alle Einrichtungen, die nach Mosaischem Recht für eine vollwertige Jüdische Gemeinde nötig waren, zur Verfügung. Am 01.01.1933 wohnten und lebten 50 jüdische Personen in Kleinheubach. Diese sind dann bis zum Jahre 1942 verstorben, weggezogen oder deportiert worden.
Das erste jüdische Ritualbad, auch Mikwe genannt, tauchte auch in den verschiedenen Aufzeichnungen und Urkunden unter der Bezeichnung Judentauche auf. Darüber sind Aufzeichnungen im Bayerisches Staatsarchiv in Würzburg gefunden worden. In einem Dekret des königlich-bayerischen Bezirksamts Miltenberg wird das Löwensteinische Herrschaftsgericht zu Kleinheubach aufgefordert, einen Bericht über den Zustand dieser Judentauche abzugeben. Die Aussage darüber war so negativ, daß der Kultusgemeinde der Vorschlag unterbreitet wurde, ein neues jüdische Ritualbad zu bauen. Viel wurde jedoch nicht unternommen. Man hat sich bemüht, ein geeignetes Grundstück zu finden, doch erst mit einem erneuten Bericht des Bezirksarztes Dr. Vollhardt kam wieder Bewegung in diese Angelegenheit. In einem Schreiben vom 27.12.1837 wird berichtet, daß zur Judentauche der Zugang schlecht sei, der Raum kein Licht und keine Heizungsmöglichkeit habe und die 16 Stufen, die hinabführen, dem Verfall preisgegeben seien.
Der bei der Besichtigung anwesende Synagogenmeister Lazarus Straßburger und der Judenlehrer Wolf Strauß, als Vertreter der Jüdischen Kultusgemeinde, haben dieses Gutachten mit erarbeitet. Das jüdische Ritualbad lag unter der damaligen Synagoge in der heutigen Gartenstraße, damals Judengasse genannt. Aufgrund dieses Berichtes forderte das Fürstl. Herrschaftsgericht, daß die Mikwe sofort zu schließen sei, da der bauliche und allgemeine Zustand der Gesundheit abträglich wäre. Der damalige Bürgermeister Dauphin meldete am 05.03.1838, daß der Zugang zur Mikwe zugemauert und die Judentauche geschlossen sei.
Es waren 17 jüdische Haushaltsvorstände, die bereits im März 1838 erklärten, eine neue Judentauche zu bauen. Ein Bauausschuss, bestehend aus Lazarus Straßburger, Max Wetzler, Simon Sichel, Jesaias Mannheimer und Isaak Sichel wurde gebildet. Von Kaspar Strein und Christoph Jäger konnte das Baugelände erworben werden. Bereits am 25.04.1838 genehmigte die Gemeinde den Bauplan und gab ihn über das Fürstl. Herrschaftsgericht an das Bezirksamt weiter. Zwei Nachbarn erhoben Widerspruch gegen diese Bebauung wegen angeblich schädigender Einflüsse auf die Nachbargrundstücke. Weitere zwei Unterlieger erhoben Widerspruch wegen der Verunreinigung des sauberen Bachwassers. Alle diese Widersprüche wurden verworfen und abgelehnt. Der Maurermeister Georg Philipp Wörther erstellte gemäß Akkord-Contrakt die Maurer- und Zimmerarbeiten für 150 Gulden. Die Gesamtbaumaßnahme hat insgesamt 350 Gulden gekostet.
Nach der Fertigstellung wurde dieses Badehaus bis zum Jahre 1926 benutzt. Am 24.07.1935 wurde es an Herrn Heinrich Heeger verkauft, der es als Abstellhalle und Gartenhaus benutzte. Das jüdische Ritualbad war völlig in Vergessenheit geraten und es ist Herrn Altbürgermeister Bernhard Holl aus Kleinheubach zu verdanken, dass Sie heute die Möglichkeit haben, es zu besichtigen. Die Erben des Herrn Heinrich Jäger haben dieses Judenbad am 26.09.1985 an das Ehepaar Gerald und Elke Moder verkauft, in deren Besitz es bis zum heutigen Tage ist. Auf Anraten des Landesamtes für Denkmalpflege, des Landes Bayern, des Landratsamtes Miltenberg und auch der Marktgemeinde Kleinheubach wurde dieses Judenbad in den Jahren 1991 und 1992 renoviert und am 09.11.1992 seiner Bestimmung übergeben. An dieser Stelle sei der Familie Moder gedankt, dass sie dieses Judenbad und die Freifläche für den Gedenkstein der Opfer des Nationalsozialismus kostenlos zur Verfügung gestellt hat.